VOM HANDARBEITSUNTERRICHT ZU PUNK-MUSIK
Die Rede ist von Deap Vally, einer Zwei-Frauen-Punkband aus Kalifornien, deren kraftvolle, durch Gitarren und Drums dominierte Musik schon mit den White Stripes und Led Zeppelin verglichen wurde.
Eine Nische in der Musikszene besetzen
Wir sprachen mit Julie Edwards von Deap Vally in einem Hotelzimmer in Hamburg, von dem man auf eine Pferderennbahn schauen kann – an diesem Tag fand dort allerdings kein Rennen statt.
Julie macht keinen Hehl daraus, dass sie diese Frage schon des öfteren gestellt bekam:
Wie kamen sie auf den Bandnamen „Deap Vally“ – und warum heißt das Debutalbum „Sistrionix“?
- Oh ja! Das wurden wir schon eine Million mal zuvor gefragt! Deap Vally bezieht sich auf den Ort, an dem ich groß geworden bin – und den Dialekt, den Lindsey und ich sprechen.
- SISTRIONIX ist eine Verbindung von zwei Wörtern: ‚Sister’ und ‚Histrionics’. Dass wir es mit einem X schreiben, hält es frisch, erklärt Julie Edwards, die Schlagzeugerin und Sängerin von Deap Vally.
Wo siehst du euren Platz in der Musikszene – und warum spielt ihr nur mit Gesang, Gitarren und Schlagzeug?
- Soweit ich weiß, sind wir die einzige aus zwei Frauen bestehende Hardrock-Band, wodurch wir sicher eine ganz spezielle Nische in der Musikszene besetzen – und hoffentlich eine Menge Frauen dazu inspirieren, es uns nachzumachen. Unsere Musik mit Gitarren, Gesang und Schlagzeug zu spielen, funktionierte von Anfang an bestens – und so blieben wir dabei.
Wo ist der Bass?
Aus audiophiler und tontechnischer Sicht ist es überaus interessant, wie die Band ihre Musik nur mit Gitarren, Gesang und Schlagzeug spielt und nicht nur auf einen Bass, sondern auf alles, was irgendwie sehr tiefe Töne erzeugen könnte, verzichtet.
Aber mit der unbändigen Energie der Band, ihrer Nach-mir-die Sintflut-Einstellung, den Texten und den auf harten Riffs basierenden Medodien scheint es trotzdem bestens zu funktionieren. Und sie halten definitiv eine Menge von gutem Sound:
- Für mich ist guter Sound nicht so wichtig, wenn ich Musik höre. Ich benutze dazu oft meinen Laptop, der nicht besonders gut klingt, aber trotzdem die Vibes gut rüberbringt. Zu Hause habe ich einen schrottigen Plattenspieler, der in einer großartigen Weise schrecklich klingt.
Wenn ich mal mehr Kohle habe, würde ich mir gern ein süßes, nettes, klassisches HiFi-System ins Haus stellen.
Neue Musik gestalten
Ob Sie’s glauben oder nicht: Die beiden Mitglieder von Deap Vally trafen sich ursprünglich im Handarbeitsunterricht - und spielen nun Punkmusik zusammen. Die Sängerin und barfuß spielende Gitarristin der Band, Lindsey Troy, musizierte schon von klein auf mit ihrer Schwester und Familie.
Julie Edwards machte zunächst Erfahrungen als Background-Tänzerin und -sängerin, als Schauspielerin und in einer zweiten Zweifrauen-Band namens The Pity Party.
Wie schreiben denn die beiden Ladys von Deap Vally neue Stücke?
- Neue Lieder entstehen bei uns auf ganz unterschiedliche Weise. Das ist jedes Mal ein völlig anderer Prozess. Wir gehen da völlig ohne Regeln vor und sammeln Inspirationen und Ideen, die eine von uns hat oder die uns beiden einfallen, erklärt Julie Edwards.
Sie zögert nicht, wenn man sie nach ihren Inspirationen im Leben und in der Musik fragt:
- Der Wunsch erfolgreich zu sein, mit Konventionen zu brechen, andere zu inspirieren, stark zu sein.
Debütalbum und Tournee
Deap Vally scheinen zu wissen, was sie tun, und die Fans lieben die Musik für ihre Ehrlichkeit und Energie.
Das Debütalbum erschien in der ersten Juliwoche 2013 und die Band wird nach einigen Sommerfestivals im Herbst als Headliner auf Tour gehen. Wir sagen willkommen zu einer wohltuenden, unorthodoxen musikalischen Überraschung.
Mehr zu Deap Vally einschließlich ihrer Videos findet ihr auf www.deapvally.com.
- Rune H. Gullborg Jensen, rhj@dali.dk